KREISSENIORENZENTREN
DAMIT MITARBEITER UND BEWOHNER PROFITIEREN
Die Seniorenzentren passen sich an veränderte Rahmenbedingungen in der Pflege an – mit vielen kleinen Neuerungen.
Das neue Konzept in Wohngruppen sieht für Bewohnerinnen und Bewohner Beschäftigungen vor, wie sie früher zum Alltag gehörten: Tätigkeiten in der Küche helfen beispielsweise, die geistige Fitness und Fingerfertigkeit zu erhalten.
Wünsche und Bedürfnisse ändern sich im Laufe der Zeit. Gerade im Bereich der Altenpflege, der aktiv gestaltet werden muss. In den Seniorenzentren in Gemünden und Marktheidenfeld hat man sich dazu gerade im Hinblick auf die geplanten Neubauten an beiden Standorten viele Gedanken gemacht. Teilweise werden die Ideen und Projekte schon jetzt auf Alltagstauglichkeit getestet.
Was alle Projekte verbindet, ist das Bemühen, Lebensfreude, Selbstwertgefühl und soziales Miteinander der Pflegebedürftigen zu stärken und gleichzeitig Mitarbeitenden ein besseres Arbeitsumfeld zu bieten, sie zu entlasten. Wie wichtig das ist, zeigen die per Mitarbeiterfragebogen ermittelten Erkenntnisse: Die (gesetzlichen) Vorgaben müssen auch tatsächlich leistbar sein. Geht die Dokumentationspflicht jedoch zulasten der Zeit für die Bewohner, wirkt sich das auch auf die Arbeitszufriedenheit aus.
Die beispielhaft dargestellten geplanten Veränderungen zeigen, wie man das Leben der Bewohnerinnen und Bewohner abwechslungsreicher, strukturierter, freundlicher und die Arbeit der Teams leichter machen kann – frei nach dem Motto: Auch kleine Dinge zählen. Wohngruppen Die bisherige Struktur der Heime mit mehreren stationsähnlichen Bereichen wird umgestellt auf Wohngruppen und ist damit wesentlich familiärer und übersichtlicher: Statt bis zu 46 Bewohnerinnen und Bewohner werden in den Wohngruppen maximal 13 gemeinsam betreut.
Für das Pflegeteam bedeutet die Kleingruppe mit Menschen unterschiedlichster Pflegegrade gezieltere Betreuung, Kraft- und Zeitersparnis durch erheblich geringere Laufwege, dafür mehr Zeit für den Einzelnen, zu dem sich ein engerer Bezug herstellen lässt. Christian Parth, Pflegedienstleitung in Marktheidenfeld, verspricht sich von den Wohngruppen „weniger Unruhe und weniger zwischenmenschliche Probleme“. Zudem können die Bewohner, abhängig von ihren körperlichen und geistigen Fähigkeiten, stärker gemeinsam aktiv sein. „In Marktheidenfeld sind wir gerade dabei, das auszuprobieren.“
Edith Sachs Einrichtungsleitung Kreisseniorenzentrum Gemünden
Doris James Einrichtungsleitung Kreisseniorenzentrum Marktheidenfeld
Christian Parth Pflegedienstleitung Kreisseniorenzentrum Marktheidenfeld
Iris Vogt Pflegedienstleitung Kreisseniorenzentrum Gemünden
Beschäftigungskonzept in Wohngruppen Das Konzept sieht vor, in das Leben der Bewohnerinnen und Bewohner mehr Alltag zu bringen, wie sie ihn von früher kennen. Da geplant ist, die Essensversorgung vom Tablett- auf das Schöpfsystem zu ändern, bieten sich beispielsweise gemeinsame Beschäftigungen in der Küche an: Gemüse für die Suppe und den Salat schneiden, Kartoffeln schälen, Kuchen backen. Diese Tätigkeiten helfen, die geistige Fitness und Fingerfertigkeit zu erhalten. Wichtiger vielleicht noch als dieses „Training“ ist die soziale Komponente: Den Bewohnern geben diese Aufgaben das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun, einen Beitrag zur Gemeinschaft zu leisten. Wäscheprojekt Im Hinblick auf die künftigen Wohngruppen im Neubau hat sich das Kreisseniorenzentrum Gemünden für ein „Wäscheprojekt“ entschieden – den testweisen Einsatz von Waschmaschine und Trockner für Bewohnerwäsche. Die Geräte können problemlos und kostengünstig anstelle der Wanne im Bad eines der Wohnbereiche installiert werden.
Vermissen werden die Bewohner die Badewanne nicht. Denn viele von ihnen sind von zu Hause das Duschen gewohnt oder lehnen ein Bad aufgrund ihrer körperlichen Einschränkungen und Erkrankungen ab, weiß Iris Vogt, Pflegedienstleitung in Gemünden. Aber sie sind durchaus offen für früher alltägliche Arbeiten wie das Zusammenlegen von sauberer Wäsche. Das Pflegeteam sieht das als weiteren kleinen Baustein des neuen Beschäftigungskonzepts, das der Betreuung einen neuen Charakter gibt.
Kleiderladen statt Bibliothek Lange Zeit Ungenutztes – wie die Badewannen – wird rückgebaut oder aufgelöst. In diese Kategorie gehört auch die Bibliothek der Gemündener Einrichtung. Keine Bücher, sondern Kleidung soll es künftig in einem Extraraum geben. Mit übersichtlich geordneter, gut sortierter Second-Hand-Mode und Umkleidekabine könnte er an Einkaufslust und Stadtbummel früherer Zeiten erinnern und das Kleidungsangebot durch die Modemobile, die bislang zweimal jährlich das Heim anfahren, ergänzen. „Wir können uns gut vorstellen, dass Bewohner und Angehörige Freude daran hätten, stundenweise ehrenamtlich im Kleiderladen mitzuhelfen“, sind sich Edith Sachs, Einrichtungsleitung in Gemünden, und Iris Vogt einig.
Tages- und Nachtpflege Den Umzug ins Heim zögern die meisten Pflegebedürftigen und ihre Angehörigen so weit wie möglich hinaus. Unterstützung dabei können sie durch die Tagespflege erhalten, wie „wir sie in Marktheidenfeld im neuen Haus anbieten möchten“, versichert Doris James, Einrichtungsleitung in Marktheidenfeld. In der Gemündener Einrichtung soll stattdessen zunächst die Nachtpflege testweise angeboten werden, um herauszufinden, ob Bedarf besteht, Angehörigen mal wieder eine ruhige Nacht oder unbeschwertes abendliches Ausgehen zu ermöglichen. Sowohl Tages- wie Nachtpflege bieten zudem die Chance, das Seniorenzentrum kennenzulernen, was einen späteren Wohnungswechsel erleichtert.